Angesichts der steigenden Infektionszahlen fordert die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Ausfall der Abiturprüfungen. Stattdessen soll die Bewertung auf Basis der bisherigen Notengebung erfolgen. Die Junge Union (JU) Lingen sieht diese Forderung kritisch und spricht sich für die Abiturprüfungen aus.

Aus Sicht der JU bestehe weiterhin die Möglichkeit die Prüfungen abzuhalten. Im letzten Jahr wurden diese durchgeführt, obwohl die gesamte Situation und deren Auswirkungen weniger bekannt war. Jetzt habe man ausreichend Zeit gehabt, um entsprechende Hygiene-Konzepte auszuarbeiten. Auch die bereits absolvierten Prüfungsphasen der Universitäten und Hochschulen könne man sich als Beispiel nehmen. Hier wurden vielerorts die Prüfungen in größere Hallen und Säle, wie etwa die Emslandhallen in Lingen, verlegt, um den nötigen Abstand einhalten zu können.
Die JU Lingen sieht im Ausfall der Abiturprüfungen einige Nachteile für die Schülerinnen und Schüler. Die landesweit zentralen Abiturprüfungen wurden insbesondere eingeführt, um eine gewissen Bewertungsgleichheit zu schaffen, da die dezentralen Bewertungen zwischen den Lehrern und Schulen stark auseinanderfallen. Laut der Hamburger Schulbehörde besteht ein starkes Bewertungsgefälle zwischen den dezentralen und den zentralen Abiturleistungen. Durch den Wegfall der Abiturprüfungen werden die Abiturnoten so künstlich erhöht. Hinzu kommt, dass in Schleswig-Holstein die Abiturprüfungen bereits begonnen haben. Schülerinnen und Schüler bewerben sich nicht immer direkt nach dem Abitur an den Universitäten und Hochschulen im eigenen Bundesland. Durch den Wegfall der Abiturprüfungen wird einerseits der Vergleich zwischen den Bundesländern, andererseits mit den Abiturienten der vergangenen Jahre erschwert. Um eine gewisse Chancengleichheit gerade bei den Bewerbungen um einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu wahren, sind die Abiturprüfungen von großer Bedeutung
Der JU-Kreisvorsitzende Julian Korte, welcher selbst in diesem Jahr sein Abitur macht, sagt dazu: „Die Fähigkeit abzuwägen war in dieser Pandemie existenziell. Diese Forderung der GEW, die Abiturprüfungen notfalls abzusagen, ist nicht abgewogen und wird der Wichtigkeit der Prüfungen nicht gerecht. Es geht um fünf entscheidende Termine, an denen unter Abstand und voraussichtlich nach Schnelltest Prüfungen erfolgen. Die Abschlussklassen haben in Niedersachen in den vergangenen Monaten sehr wohl den Unterricht besucht und sind gut vorbereitet. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Man erreicht die Anerkennung für einen Abschluss nicht dadurch, dass die Bundesländer ihn auf dem Papier gegenseitig akzeptieren. Wirkliche Anerkennung bekommt man nur für erbrachte Leistung“.

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